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Jürg Schmidt

Peter Sloterdijk zur Aktualität des Zynismus im 21. Jahrhundert.


Wo sind die Freunde der Wahrheit?

Der eminente Gelehrte und virtuose Denker in einem grossen Essay über die aktuellen Modifikationen der weltpsychologischen Konstellation, die fliessenden Grenzen des Könnens und diejenigen des Wollens als Instanz, wie der Stress durch das Reale die Schwelle des Machbaren überschreitet, warum Trump als Beispiel dafür eingehen wird, wie dank einer seit längerem eingeübten Enthemmung vor Publikum der Zynismus von oben mit dem Zynismus von unten zusammenfindet, warum es gemäss Aristoteles so wie es bei allen Menschen ein Streben nach Erkenntnis, so auch ein gleich ursprüngliches Interesse an der Täuschung gibt. Sein Ausblick ist nicht optimistisch:

"Die beschriebenen Tendenzen lassen sich nicht unter zwingenden Oberbegriffen resümieren. Sie haben, jede auf ihre Weise, Anteil an der Inflation des Prinzips mundus vult decipi (die Welt will betrogen werden). Die einen scheinen entschlossen, sich nicht länger betrügen zu lassen; sie fühlen sich von den Gut-Davongekommenen im Stich gelassen und neigen dazu, der erstbesten falschen Versprechung Raum zu geben. Zumeist sind sie nicht willens, zu gestehen, dass sie nach einem alternativen Betrug suchen. Die anderen arbeiten an der Modernisierung der ineinander verschränkten Lügensysteme. Zwischen ihnen stehen die Freunde der Wahrheit, offensichtlich in die Minderheit geraten und kaum noch fähig, ihre Atemnot zu verbergen. Von ihrem Verhalten wird es abhängen, ob wir einen zweiten Atem der Demokratie erfahren oder ob die Welle des zynischen Obskurantismus, die gegenwärtig vor allem von Russland und einigen muslimischen Ländern ausgeht, den Westen und den «Rest der Welt» mit sich reissen wird.

"

Bedenkenswert, 20 anregende Minuten, lesen Sie selbst: NZZ vom 29.12.2018.

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